Historische Kirchen in Rudolstadt

Stadtkirche in Rudolstadt Die größte, bekannteste und prunkvollste Kirche Rudolstadts ist die Stadtkirche, auch Andreaskirche genannt.
In unmittelbarer Nähe der ersten Ansiedlung Rudolstadts, die 776 erstmals urkundlich im Güterverzeichnis des Klosters Bad Hersfeld erwähnt wurde, befand sich eine zunächst wesentlich kleinere Kirche als heute, die vermutlich im 12./13. Jahrhundert mit Beginn der systematischen Anlage der Stadt vergrößert wurde.
Der Turm der Rudolstädter Stadtkirche wurde vermutlich bereits um 1508 erbaut. Nachdem die Heidecksburg zu Rudolstadt 1571 Residenzsitz geworden war und die kleine Kapelle in der Heidecksburg den Belangen des Hofes nicht mehr genügte, begann man, den gotischen Vorgängerbau der Stadtkirche aus dem 15./16. Jahrhundert, der bereits ähnliche Ausmaße wie heute hatte, umzubauen.
Unsere heutige dreischiffige Hallenkirche entstand im Wesentlichen in den Jahren 1634 bis 1636 unter Graf Ludwig Günther I. von Schwarzburg-Rudolstadt.
Viele Elemente des Vorgängerbaus wurden übernommen, so beispielsweise die 8-eckigen Pfeiler, die dem damals modernen Stil angeglichen und ebenso wie die Fensterrahmen marmoriert wurden.
Marmor wurde auch hier in der Nähe, in Döschnitz an der Saale gewonnen.
Die Kreuzrippengewölbe erhielten an den Schlußsteinen große farbige fast freischwebende Engelsfiguren, wie sie damals modern und beliebt waren.
Die Renaissanceportale entstanden bereits um 1600 und wurden ebenfalls in den Nachfolgebau mit integriert. Das Hauptportal wurde mit einem besonders großen und schönen Wappen des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt versehen. Die farbige Ausstattung wurde in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts umfangreich restauriert.
Der 48m hohe Turm erhielt 1765 eine Rokokohaube als Helmaufsatz. Im Inneren befinden sich 4 Glocken. Eine davon ist die Osanna, die 1788 vom Blitz getroffen worden sein soll, was Anlaß für einen Neuguß der Glocke wurde, bei dem auch Friedrich Schiller zuschaute, worüber er dann sein "Lied von der Glocke" verfaßte.
Eine weitere historische Begebenheit ist bekannt geworden unter dem Namen "Fürstenblut für Ochsenblut": Die Gräfin Katharina von Schwarzburg, die aus dem Hause von Henneberg stammte, hatte ihren Witwensitz auf der Heidecksburg und regierte die Grafschaft.
Sie hatte einen Gnadenbrief von Karl V. erhalten, nach dem die Bevölkerung von Plünderungen verschont bleiben sollte. Die spanischen Truppen des Herzog Alba hielten sich aber nicht daran. Davon erfuhr Katharina während eines Gastmahls, das sie dem Herzog und einigen seiner Begleiter reichen ließ. Deshalb ließ sie die Bediensteten bewaffnen und die Türen verschließen. Erst, nachdem Herzog Alba eine verbindliche Vereinbarung zur sofortigen Zurückgabe der gestohlenen Güter und Tiere notgedrungenerweise unterschrieben hatte, ließ sie die Türen wieder öffnen und die "Gäste" von dannen ziehen.
In der Stadtkirche befindet sich im Chorbereich die Grabplatte für Katharina die Heldenmütige.
Vor der Fürstenloge erstreckt sich ein großer Stammbaum, der das Schwarzburger Geschlecht darstellt und reich mit Ästen, Blättern und Wappen verziert ist.
Die Dekorationen und Malereien an Fürstenloge, Hochaltar, Orgelprospekt und Emporen weisen einen Übergang vom Renaissance-Stil zum Barock auf. Die Malereien stammen alle von Hofmalern der Heidecksburg.
Das Schönfeldtsche Epitaph wurde 1592 als Grabdenkmal für Geog von Schönfeldt vom Bildhauer Nicolaus Bergner geschaffen. Das Material ist Marmor und Alabaster. Die 4 lebensgroßen Figuren stellen die Stifter dieses Renaissancekunstwerkes dar: Georg von Schönfeldt, dessen Sohn Dipold, Sybille, die Frau von Georg und Margaretha, die Frau von Dipold.
In der Nähe von Coburg gibt es ein ähnliches, aber viel größeres Kunstwerk dieser Art vom gleichen Künstler.
Die Bilder an den Seitenwänden zeigen protestantische Pastoren, die in der Vergangenheit an der Stadtkirche tätig waren.
In einem Kreuzgewölbe unter dem Turm befindet sich eine Gruft mit einem Doppelsarkofag aus Alabaster. Die ehemalige Gräfin Emilie Juliane von Schwarzburg, die auch den Auftrag zum Bau der Kirche erteilte und selbst Kirchenlieder schrieb, liegt mit ihrem Gemahl Albert-Anton gemeinsam in diesem Doppelsarkofag.
 
Eine weitere historische Kirche Rudolstadts ist die 1806 fertiggestellte Lutherkirche im Westen der Stadt.
In den Stadtteilen Cumbach, Volkstedt und Schwarza gibt es weitere Kirchen, ebenso in angrenzenden, inzwischen teilweise eingemeindeten Ortsteilen. Die meisten der Kirchen sind evangelisch. In Rudolstadt selbst gibt es hinter der Post auch eine kleine katholische Kirche.
Auch ein Spuren kleinerer jüdischer Einrichtungen finden sich in Rudolstadt. Darüber informiert u.a. die "Judaica-Sammlung" auf der Heidecksburg.

 
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